Bei vielen Touristen und Münchner ist es fest in der Erinnerung verankert: Der Besuch im Bergwerk, die Hochspannungsvorführungen und die vielen weiteren Ausstellungen. Doch so wie es war, wird man es nie wieder erleben, dafür lockt nun ein völlig neues Erlebnis.
(Bild: aus Wikipedia, von Max-k muc CC BY-SA 2.0 de)
Drei Tage Eröffnungsfest
Am 8.Juli wird der seit 2015 generalsanierter Teil des Deutschen Museums in München wiedereröffnet. Bereits am 7.Juli ab 10:45 soll der Festakt im Livestream übertragen werden. Am 8. Juli ab 12:00 öffnet das Museum für Besucher, die sich im Vorfeld ein Ticket reserviert haben. Am ganzen Wochenende gibt es ein Eröffnungsfest, im Bereich des neuen Eingangs an der Corneliusbrücke, die bisher im Sommer durche den Kulturstrand bekannt war. Die Öffnungszeiten wurden für die ersten Tage angepasst und erweitert.
Das „Deutsche Museum“ gilt als das weltweit größte Technikmuseum und setzt seit seiner Gründung 1903 immer wieder Maßstäbe, wenn es darum geht technisch naturwissenschaftliche Fachbereiche für Laien zugänglich und im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar zu machen. Der vollständige Name „Deutsches Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik“, findet wegen seiner Länge kaum Verwendung, aber beschreibt die Ausrichtung deutlich besser, als die gängige Kurzbezeichnung.
Vorreiter bei Mitmachmuseen
Das Deutsche Museum war eines der ersten Museum überhaupt in denen man nicht nur Schauen und Lesen, sondern Anfassen und Ausprobieren durfte. Heute kennen wir kindgerecht aufbereitete Technik- und Naturwissenschaft von vielen Museen.
Sei es das Phaeno in Wolfsburg, das Universum in Bremen , das experimenta in Heilbronn, das Technische Museum in Wien, das Technorama in Winterthur, das NEMO in Amsterdam oder das Science Museum in London, um nur einige Beispiele zu nennen. Immer mehr solcher Technik- und Mitmachmuseen entstehen inzwischen und erfassen immer weitere Fachgebiete. Bei all dieser neuer Konkurrenz erschienen die bisherigen Ausstellungen im Deutschen Museums schon etwas veraltet.
Die Sanierung und Modernisierung war deshalb überfällig und schon lange geplant, gestaltete sich aber problematisch und teuer. Umso erfreulicher, dass nun der erste Bauabschnitt geschafft ist.
Abschied von geliebten alten Ausstellungen
Gleichzeitig beginnt damit nun die Sanierung des zweiten Gebäudeteils und damit schließen einige der bisherigen Filetstücke des Museums.
Dazu gehört die Hochspannungsanlage in der mehrmals am Tage Blitzshows zu bewundern waren, ebenso die alte Physikausstellung. Diese hatte zwar das altbackene Flair der 1970er, aber lud, ganz ohne Digitaltechnik, zum Anfassen und Ausprobieren mechanischer Grundprinzipien ein.
Das Planetarium ist nun ebenso geschlossen. Es war 1923 das weltweit erste Projektionsplanetarium, wurde seither allerdings mehrfach modernisiert. Es soll genauso wie die Hochspannungsanlage in etwa 8 Jahren, mit Abschluss der Sanierung, wiedereröffnet werden.
Wahrscheinlich für immer geschlossen wurde jedoch das Bergwerk, das viele Besucher in Erstaunen versetzte, da es einen 400 Meter langen Rundweg und eine 3.500 Quadratmeter große Szenerie, über mehrere Stockwerke bot und einen eintauchen ließ in ein immersives Labyrinth aus Schachtanlagen und Stollen. Wer die Ausstellung zum ersten Mal besuchte hatte den Eindruck in einem Gewirr aus Gängen verloren zu gehen und fragte sich, ob es sich tatsächlich um ein echtes Bergwerk handeln könnte. Um dieses Erlebnis wieder zurückzubringen fehlen jedoch voraussichtlich wenigstens 10 Millionen Euro .
Moderne neue Ausstellungen und mehrere Zweigstellen
Freuen können sich Besucher nun erst einmal über eine Reihe moderner neuer Ausstellungen zu Atomphysik, Chemie, Robotik, Luftfahrt, Raumfahrt und weiteren Themen.
In den letzten Jahrzehnten kamen zudem weitere Standorte des Museums hinzu. 1995 wurde bereits in Bonn ein Zweigmuseum eröffnet. Durch eine zwischenzeitliche Modernisierung hat es nun auch ein zeitgemäßes Niveau erreicht und widmet sich vor allem der Künstlichen Intelligenz.
In Raum München entstanden mit der Flugwerft Schleißheim und dem Verkehrszentrum eigene große Hallen für die Luftfahrt und alle Arten von Verkehrsmitteln. Dort sind im Original unter anderem Flugzeuge und Züge zu bestaunen.
Den Mitmachcharakter setzt dafür der erst 2021 eröffnete Ableger in Nürnberg besonders gut um. Viel funktionsfähige Technik, die man selbst benutzen darf und eine Mannschaft an Servicekräften im futuristisch angehauchten Outfit, geben einem sehr anschaulich Einblick in konkrete Zukunftsthemen. Hier geht es nicht um ferne Visionen, sondern um Probleme von heute, mit greifbaren Lösungsansätzen und zeitgemäßen Fragestellungen. Wie können wir die Welt in den nächsten Jahrzehnten ernäheren, was bedeuten die Fortschritte bei der Gentechnik für uns, was ist ein Quantencomputer?
Über Jahrzehnte hinweg war das Deutsche Museum herausragend und führend bei den Mitmach-, Erlebnis- und Technikmuseen. Der erfreuliche Trend, dass dieses Konzept inzwischen an immer mehr Standorten umgesetzt wird, hat die Erwartungen stetig nach oben geschraubt. Die Modernisierung der Ausstellungen lässt nun auch das Deutsche Museum in München wieder in der oberen Liga mitwirken. Bis 2028 soll diese auch für den zweiten Gebäudeteil im Stammhaus abgeschlossen sein. Drücken wir die Daumen das dies gelingen möge und wir dann wieder ein vollständiges, modernes Deutsches Museum in Mitten der Isar besuchen können.
Technik und Mitmachmuseen
Weitere Museen findet man unter anderem über folgende Listen. Dabei sollte man nicht vergessen, dass keine davon abschließend ist und es überall noch viele Kleinode und Spezialmuseen zu entdecken gibt, die nicht prominent als Highlights genannt werden. Als englische Suchbegriffe für internationale Suche kann man „Hands-On Museum“ und „Science Museum“ verwenden.
- https://technikmuseen-deutschland.de/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Technikmuseen
- https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Computermuseen
- https://www.erlebnismuseen.de/museen
- https://www.euro-t-guide.com/See_Type/Tech_1.htm
Das Beitragsbild stammt aus der Wikipedia wo es von:
Max-k muc unter der Lizenz CC BY-SA 2.0 de veröffentlicht wurde.